Animoog Z ist eine App für iOS. Es gibt eine Basisversion, dieser fehlen Editfunktionen, ist aber gut zum Ausprobieren. Ein In-App-Kauf schaltet alle Editfunktionen frei.

Ein Klang „wandert“ in dieser App entlang der Linien in einem 3-dimensionalen Raum. Gespielt wird über diese Kontaktflächen, die einige Ideen aufgenommen haben, die ich auch von meinem Seaboard kenne. Vertikale Bewegung nach dem Anschlag moduliert irgendwas.

Die zweite Ausgabe des Animoog. Die erste hatte ich auf iPad und iPhone. Die iPad Version war plötzlich weg. Ich muss aber dazu sagen, ich hatte nicht die speziell für iPad geschriebene Version, sondern die für iPhone auf beiden Geräten. Egal, jetzt ist Z da.

Das wären die Kaufoptionen nach dem kostenlosen Download des Programms

Hier ist es so, dass die Basisversion kostenlos ist. Die In-App Käufe verwirrten mich zuerst mehr, als sie erleuchteten. Inzwischen weiss ich: für 10 € bekomme ich die App mit allen Funktionen. Dazu gehören fast alle Editfunktionen. Zusätzliche Sounds könnte ich auch ohne diese 10 € bekommen. Dann könnte ich lediglich die Presets spielen, aber nicht weitergehend editieren. Oder kurz: Player für lau, Synth für 10. Nach dem Kauf „Unlock all Features“ hatte ich etwa 4 mal so viele Sounds in der App. Es waren etwas über 100.

Animoog läuft auf iOS Geräten mit mindestens iOS 14.4, aber auch, das finde ich sehr nobel, auf macOS ab der Version 11.2. Die App startet ausschliesslich im Landscape Modus. Moog gibt hier einen Tip, der eigentlich für jedes Musikmachen auf Computern gilt: WLAN aus. Ausserdem ist ein Batterieladezustand über 50% empfohlen. Diese Empfehlung hat einen Grund: Computer schalten ihren Arbeitstakt runter, wenn sie zu heiss werden, oder wenn die Energie demnächst ausgehen könnte. Um das zu verhindern, sollte das iDevice immer mehr als zur Hälfte geladen sein.

Moog verwendet eine Syntheseform, die sie ASE nennen. Die Abkürzung steht für Anisotropic Synthesis Engine. Ein zentrales Element der Synthese ist der dargestellte Wavecube, ein Raum, in dem 8 sogenannte Timbres, die wiederum aus 16 Wellenformen bestehen können, zeitlich durchfahren werden. 

Konkret haben wir einen Wavetablesynth vor uns. Die Oszillatoren heissen hier Timbres, sie durchlaufen 16 Waves. Das Karomuster steht für die Oszillatoren in der Senkrechten, für die Länge der jeweiligen Wavesequenz in der Waagerrechten. Der bewegende Orbit zeigt welche Oszillatoren an welcher Stelle der Wavesequenz durchfahren werden. Beim Spiel kann ich aktiv eingreifen und den Origin bewegen. Alle anderen Punkte der Kurve bewegen sich mit. Bis hierhin stimmt die Beschreibung auch für die erste Version des Animoog. Aber es gibt noch die dritte Dimension, Z. Die Darstellung einer Bewegung der Comets im dreidimensionalen Raum ist natürlich auf einem zweidimensionalen Display mit Kompromissen verbunden. Deshalb habe ich Buttons für die Darstellung des Cubes. Die werden nur dargestellt, wenn ich den „Edit“ Button nicht aktiv habe. Sie lauten Top, Front, Left. Sehr viel besser wird mMn. Die Darstellung, wenn ich mit zwei Fingern die Darstellung des Cubes ändere. Die zwei Finger erlauben stufenloses drehen und kippen.

Im Edit Modus kann ich mit den Potis X-, Y-, Z-Amount die Stärke der Bewegung, genauer der Auslenkung vom Mittelpunkt bestimmen. Rate beeinflusst die Geschwindigkeit dieser Bewegung, Sync sychronisiert (was sonst) zum eingestellten oder von externer Clock bestimmtem Tempo.

Solche „Features“ bzw. eher deren Darstellung sind für mich meist zu nah an der Esoterik. Ein intuitives Erfassen und Verstehen des dargestellten Prozesses war zumindest für mein einfaches Gemüt nicht möglich. Oder sagen wir eher: was da dargestellt wird, kann ich klanglich nachvollziehen, nur wie ich da eingreifen sollte und das Ergebnis mit meiner Vorstellung in Gleichklang bringen sollte, war mir beim Erstkontakt völlig unklar.

Touch Keys

Links Pitch und Modulationsstrips, dann die Streifen zum Spielen der Töne. Sie lassen sich nach Skalen in der Darstellung anpassen (Scale). Die Zahl der Streifen und die Lage bestimme ich durch Position und Breite des darüberliegenden Querstreifens.

Die Velocity wird durch die Stelle, an der ich den Streifen berühre, definiert. Weiter oben, höhere Velocity. Angetippte Streifen werden mit einer Farbe unterlegt. Bei polyphonem Spiel leuchten die Streifen in verschiedenen Farben. Im Cube werden die Punkte, die die einzelnen Timbres durchlaufen mit den jeweils gleichen Farben der davor angetippten Streifen dargestellt. Zwei Tasten kurz nacheinander angeschlagen erzeugen zwei Punkte in den korrespondierenden Farben, die das teilweise komplexe Muster der Timbres hintereinander durchlaufen.

Aber nicht nur NoteOn ist modulierbar, ein Rauf- und Runterfahren nach dem NoteOn moduliert einen Parameter, sehr ähnlich wie bei meinem ROLI Seaboard. Auch das horizontale „Abgleiten“ ausserhalb der Streifen ist möglich und verändert die Tonhöhe.

Animoog Z kann auch als Controller fungieren, die erzeugten MIDI Parameter können also an eine externe Tonerzeugung gesendet werden. Sehr löblich.

Die Tasten der App funktionieren bei aktiviertem Arpeggiator und zusätzlich Hold so, dass sie beim ersten Berühren aktiviert werden, beim zweiten Berühren deaktiviert sind (Toggle). Erzeuge ich ein Arpeggio auf G und möchte dann auf F wechseln, muss ich G und F gleichzeitig berühren und schalte damit G aus und F an. Das hat für bestimmte Spielweisen Vorteile, kann aber je nach Komplexität des Erstakkords auch umständlich werden, wenn ich danach einen zweiten Akkord spielen möchte, ohne den ersten weiter zu hören. Da wird dann das Sustainpedal zur eindeutig besseren Lösung.

Ich habe mal die vier verfügbaren Presetbänke im Store (Moog) runtergeladen, drei davon für je 5 €, einer umsonst. Insgesamt hat dann das Tutti-Paket 25 € gekostet. Selbstverständlich gehöre ich auch zu denen, die selbst gemachte Sounds besser finden, aber schließlich doch fast immer die von der Stange verwenden Ich sag’s einfach nicht weiter. Ich habe einfach nicht genug Zeit, mir eine Bank mit wenigstens einem Dutzend Sounds zu erstellen. Das ist ein Job, den ich in den Achtzigern machte und der genauso viel Zeit braucht wie die Aufnahme eines Titels. Ich setze da inzwischen Prioritäten zugunsten des Musikmachens. Ein Sound wird höchstens etwas angepasst. 

Jede Soundbank enthält etwa 50 Sounds, die geschenkte Bank 10. Finde ich in jeder Bank zwei Sounds, die mir richtig gefallen, ist das ein guter Deal. Es ist einer.

Die Klänge sind getagt (Arpeggio, Bass, Classics, EFX, Hits etc.) und können danach ein-/ausgeblendet werden. Ein Tip auf den Soundnamen blendet die Soundliste in einem prähistorischen grün auf schwarz ein. Es lassen sich Favoriten mit einem Stern bestimmen. Eigene Klänge werden in einer Userbank (Die Bänke werden Group genannt) gespeichert, die Sounds lassen sich taggen.

Das PlugIn lässt sich auf meinen Geräten, momentan ein 13“ iPad Pro und das 6“ XR installieren. Sogar das Spielen auf dem iPhone geht ganz gut, obwohl ich eine separate Tastatur lieber mag. Wenn ich auf der Screentastatur spiele, habe ich die Option eine Skala zu wählen. Skalenfremde Töne werden ausgeblendet. Das vereinfacht das Spiel vor allem auf dem iPhone. 

Was mir weniger gefällt, ist die Darstellung in GarageBand. Das. Bedienfeld schrumpft auch auf dem 13“ Gerät auf Briefmarkengröße. Soundwechsel sind da sehr schwierig. Zwar kann ich das PlugIn auf Vollbild schalten, gefällt mir aber auch nicht.